NI_SCHEN_DA_SEIN | Kunstprojekt im Eisenbahntunnel in Erpel. Brücke von Remagen
Franca Perschen | Wandzeichnung_Gerhard Halene | Posaune
Eröffnung: 30.10.2016 | Wandszeichnungen und Installationen sind permanent im Tunnel ausgestellt
Veranstalter | ad erpelle
Ni_schen_da_sein
| Dasein, Existenz in einem kleinen, überschaubaren Lebensraum Beispiel: ein Nischendasein fristen (nur in einer ökologischen Nische überleben; randständig, selten sein) |
_Was vor vielen Jahrzehnten die Menschen in den Nischen des Eisenbahntunnels von Erpel als ihr temporäres Dasein erlebten, ihre Zuflucht, prägt diesen Ort nachhaltig. Die Lebendigkeit der eigenen Vorstellungskraft lässt jeden Besucher eintauchen in eine Zeit, die nur für die Menschen der Kriegsgeneration mit realen Erinnerungen verbunden ist. Hier. Bei uns, die wir gerade diesen Erinnerungen an Krieg und unmenschliche Grausamkeiten das Leben in Frieden verdanken.
_Und doch ist die Auseinandersetzung mit dem Ort, den Erinnerungen der Mauernischen, den Geschichten, die sie tief in sich aufgesogen haben, aktueller denn je. Das Da|sein in einem kleinen, überschaubaren Lebensraum, die Ko|exis|tenz auf engstem Raum von Krieg und Frie|den , der Wunsch nach dessen ursprünglicher Bedeutung – Schonung und Freundschaft.
_So wie damals suchen Menschen heute bei uns Zuflucht vor Krieg, Gewalt und Zerstörung. Sie suchen die Schonung und hoffen auf Freundschaft. Sie suchen ihre Nische in einem fremden Land, einen Lebensraum für eine weitere Existenz ohne Angst_im Frie|den.
In dem Kunstprojekt Ni_schen_da_sein treffen zwei künstlerische Positionen aufeinander, die mit ihren jeweiligen Mitteln den Ort und seine Thematik aufgreifen und interpretieren.
Die Wandzeichnungen und Installationen der Künstlerin Franca Perschen bleiben dauerhaft im Tunnel. Sie werden so Teil dieses Ortes. Sie geht auf Spurensuche. Die Geschichte der Menschen, die Zuflucht suchten, sind in den Wänden verborgen. Diese auf künstlerischer Ebene sichtbar zu machen, miteinander zu verknüpfen und aus ihrem Ni|schen|da|sein herauszuholen ist die Herausforderung.
Aber nicht nur unter existenziellen Lebensbedingungen bedeutet die Ni_sche eine Zuflucht. Sie bietet Platz für die Erinnerung, sie wird zum schützenden Versteck, zum Freiraum für die Entfaltung des eigenen Lebensstils und der Fantasie, aber auch zum Zufluchtsort für Sucht und Angst.
Mit Wandzeichnungen und Installationen, die sich das intensivere Spiel von Licht und Schatten im Tunnel zu eigen macht, zieht sie den Blick in Winkel und Ecken. Figuren tauchen auf, Bilder erscheinen. Alltägliche Gegenstände bekommen ein symbolhaftes Eigenleben und fordern den Betrachter auf, mit den eigenen Erfahrungen und Erinnerungen die Kunstwerke zu vervollständigen.
Der Posaunisten Gerhard Halene widmet sich ganz dem Thema Frieden. Er stellt sich die Frage, was unsere musikalische Tradition an Wurzeln zu bieten hat, um das auszudrücken, was wir als Menschen als wichtigstes Grundrecht brauchen oder geben können. Er wählt Musik zum Thema Frieden aus, Lieder, deren Texte die Suche und den Wunsch nach Frieden ausdrücken. Durch die letzten Jahrhunderte der Musikgeschichte hindurch bis heute wählt er Stücke aus, die ihren Ursprung in den verschiedensten Kulturen und Traditionen haben. Sie haben den äußeren und inneren Frieden als Sehnsucht oder Realität zum Thema. Mit seinen Improvisationen füllt Gerhard Halene den Tunnel mit, von der phantastischen Akustik getragenen, nachhaltigen Klangerlebnissen und baut eine Brücke zu den Arbeiten der Zeichnerin Franca Perschen.